Ausstellung „Geraubte Kindheit“

Ausstellung „Geraubte Kindheit“

im Foyer des Rathauses Oberursel
7. bis 22. Mai 2025

zusammengestellt von Michael Oertel
nach dem Buch der Oberurselerin Liselotte Bieback-Diel

Vernissage

im Foyer des Rathauses Oberursel
7. Mai, 19 Uhr

  • Der Chor „Entrüstet Euch“ singt Friedenslieder
  • Begrüßung Annette Andernacht, Vorsitzende der Initiative Opferdenkmal
  • Rede von Bürgermeisterin Antje Runge

Finissage

im Georg-Hieronymi-Saal, Rathaus Oberursel
22. Mai, 18 Uhr

  • „Rettet wenigstens die Kinder“ ein Vortrag von Angelika Rieber
Initiative Opferdenkmal Header

Vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, Sieg über den Hitlerfaschismus

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Friedensfreunde,

„Ist all das Kriegsleid schon wieder vergessen?“ oder

„Ich habe Angst, dass nach so vielen Jahren Frieden – zumindest in Europa – vergessen wird, wie schlimm Krieg und unterdrückte Meinungsfreiheit ist.“

sagte 2018 der Oberurseler Lokalpolitiker Reinhart Stoll, als er von Michael Oertel für die Ausstellung „Wenn erwachsene Krieg spielen“ fotografiert wurde.

Reinhard Stoll ist vor einigen Jahren gestorben, seine Worte regen mehr denn je zum Nachdenken an.

Vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Es starben über 60 Millionen Menschen in diesem fürchterlichen Krieg. Viele der Überlebenden leiden heute noch unter den Traumata.

Liselotte Bieback-Diel hat Zeugnisse von Menschen zusammengetragen, die diese Zeit als Kinder erlebt haben.

Ihr ist es gelungen, Menschen aus den Partnerstädten Rushmoor, Epinay, Lomonossov und Oberursel erzählen zu lassen, was sie als Kinder erlebt haben.

In ihrem Buch: „Der Zweite Weltkrieg – Kriegskinder berichten aus vier Nationen“ fasste sie die sehr persönlichen Geschichten zusammen. Es kamen berührende, traurige Geschichten, aber gleichzeitig auch hoffnungsvolle zusammen.

„Das war mehr, als ich ertragen konnte. Meine Kindheit ist mir geraubt worden.“

Sätze, mit denen sich heute die über Achtzigjährigen an ihre Kindheit erinnern, eine Kindheit in Zeiten des Zweiten Weltkrieges, in Zeiten der Flucht und der Bombennächte. Bis heute können sie nur schwer Sirenengeheul ertragen. Erinnerungen tauchen in ihren Träumen immer wieder auf – jetzt mehr denn je, wo täglich Kriegsberichte in die Wohnzimmer flimmern.

„Geraubte Kindheit – wenn Erwachsene Krieg spielen“ so der Titel, der Ausstellung, von Michael Oertel, die im Rathaus Oberursel während den Öffnungszeiten vom 7. Mai – 22. Mai 2025 zu sehen ist.  Vernissage am 7. Mai, um 19 Uhr

Einladung zur Gedenkstunde am Donnerstag, den 8. Mai 2025, um 17.00 Uhr, am Denkmal für die Oberurseler Opfer des Nationalsozialismus, Hospitalkirche, Strackgasse 8

Bitte Blumen mitbringen, um am Denkmal abzulegen, als Zeichen für Frieden

Finissage ist am 22 Mai, 19 Uhr im Hieronymi Saal /Rathaus. Angelika Rieber liest aus ihrem Buch „Rettet wenigstens die Kinder“

In Zusammenarbeit mit der Stadt Oberursel, dem Kultur -Sportförderverein e.V.

Dem VFOS – Städtepartnerschaftsverein Oberursel und dem Kunstgriff (Ausrichter der Finissage)

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie diese bewegende Ausstellung besuchen.

Mit freundlichen Grüßen

Annette Andernacht

Vorsitzende der Initiative Opferdenkmal e.V.
(Vorsitzende)

Flyer Geraubte Kindheit (Vorderseite)

Die Ausstellung Geraubte Kindheit beruht auf dem Buch von Liselotte Bieback-Diel: Der zweite Weltkrieg – Kriegskinder aus vier Nationen erinnern sich. 
Liselotte Bieback-Diel, selbst Kriegskind, befragte über 80-Jährige aus Oberursels Partnerstädten . Diese „Kriegskinder“ aus Rushmoor (England), Lomonossov (Russland), Epinay (Frankreich) und Oberursel erzählen über ihre Leidensgeschichte, als sie noch Kinder waren. Es kamen spannende, leidvolle Lebensgeschichten zusammen, die sie prägten. 70 Millionen Menschen starben weltweit während des zweiten Weltkrieges, davon 6 Millionen Juden. Die Überlebenden mussten mit ihren Traumata weiterleben. Frau Bieback- Diel gelang es, eine unbeachtete Gruppe – die Kinder – zu Wort kommen zu lassen. „Wir haben zusammen geweint, ich vor Hunger, meine Mutter aus Mitleid mit mir“ oder „Wenn man die Keksstücke zusammensetzte, dann gab es immer etwas mehr“
Die Ausstellung, die Michael Oertel zusammengestellt hat, zeigt dies eindrucksvoll.

In seiner Studienzeit an der Evangelischen Hochschule Dresden begegnete Michael Oertel der inzwischen emeritierten Professorin Bieback-Diel und lernte ihre Arbeit zu den Themen Kriegskinder und Kriegstraumata kennen. Die Themen haben ihn nicht mehr losgelassen. Bereits kurz nach Erscheinen des Buchs hatte er daher die Idee, die Texte, in denen 38 Kriegskinder über den 2. Weltkrieg, erlittene Traumata und deren Vererbung auf die nachfolgende Generation berichten, mit aktuellen Porträtfotos zu ergänzen.
Oertel fotografierte die inzwischen hoch betagten Frauen und Männer, kam mit ihnen ins Gespräch, hörte ihre Erinnerungen, ihre teils mahnenden Worte und ihre Bereitschaft zur Vergebung. Daraus entwickelte er weitere Formen der öffentlichen Präsentation. Die von ihm konzipierte Ausstellung besteht im Kern aus den Porträtfotos, die mit je einem Zitat aus dem Buch untertitelt sind. Hinzu kommen Stapelpyramiden: eine mit reproduzierten Fotos der Befragten aus den Kindheitstagen, eine mit zwei Bildschirmen, auf denen Interviews mit den Kriegskindern und Kindern aus der heutigen Zeit zu sehen sind, und eine für gezielte Projektarbeit, die auf künstlerische Art die Fragilität des Friedens symbolisieren soll.

Angelika Rieber erforscht seit dem En­de der 70er Jahre die Lebenswege und Schicksale jüdischer Fa­milien aus Frankfurt und der Rhein-Main-Region.
Ungefähr 20.000 Kinder aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei wurden zwischen 1938 und 1940 durch Kindertransporte vor dem Holocaust in das Ausland gerettet. Die Rettung dieser Kinder war dem selbstlosen und mutigen Einsatz verschiedener Helfern und Organisationen zu verdanken. Im November 2018 ist unter der Federführung von Angelika Rieber ein Sammelband erschienen, der sich mit den Lebenswegen von Kindertransportkindern und den Schicksalen ihrer Angehörigen beschäftigt. Anschaulich zeigen diese Biographien das Leben der Familien vor 1933 und die Veränderungen nach dem Beginn der NS-Zeit, die schwere Entscheidung der Eltern, die Kindern nach dem Novemberpogrom alleine ins Ausland zu schicken, und den Abschied von den Angehörigen am Hauptbahnhof, der sich tief im Gedächtnis der Kinder eingegraben hat.

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