Gedenkabend zum Thema „Sinti und Roma, die fast vergessenen Opfer des Nationalsozialismus“

Hauptredner ist Walter Breinl, musikalisch begleitet vom Trio Roger Moreno.
Donnerstag, 9. November 2023, um 18:30 Uhr im Kultur Café Windrose

Inhalt

Einladung

Opfer der Sinti und Roma, fast vergesse Opfergruppe – Zum Gedenken an die Novemberpogrome von 1938 veranstaltet die Initiative Opferdenkmal am Donnerstag, 9. November 2023, um 18:30 Uhr im Kultur Café Windrose einen Gedenkabend zum Thema „Sinti und Roma, die fast vergessenen Opfer des Nationalsozialismus“. Im Mittelpunkt steht ein Vortrag des Pädagogen und Kommunalpolitikers Walter Breinl zum Tagesanlass. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung vom Trio Roger Moreno. Schirmherrin ist Bürgermeisterin Antje Runge.

Zu „Volks- und Reichsfeinden“ gehörten im NS-Regime alle Menschen, die keinen Platz in der nationalsozialistischen Vorstellung der deutschen Volksgemeinschaft hatten. Dazu zählten neben Juden vor allem „Zigeuner“. Sinti und Roma wurden von den Nationalsozialisten ab 1933 schrittweise ausgegrenzt, entrechtet und verfolgt. Alle Schikanen gegen Juden wurden auch auf Sinti und Roma angewandt. Sie wurden aus Berufsorganisationen wie der Handwerkskammer oder den Unterabteilungen der Reichskulturkammer ebenso ausgeschlossen wie später aus der Wehrmacht. Ab März 1939 erhielten sie mit einem „Z“ gekennzeichnete „Rasseausweise“ statt ihrer eingezogen deutschen Pässe. Ihre nahezu vollständige Registrierung erleichterte die Deportationen von Sinti und Roma, die nach der jüdischen Bevölkerung die größte Opfergruppe des geplanten Völkermords in Europa wurden.

Der Redner des Abends, Walter Breinl, ist er Stadtverordneter und Kreistagsabgeordneter der SPD und zählte 1981 zu den Initiatoren der Oberurseler Arbeitsgemeinschaft „Nie wieder 1933“, aus der der Verein Initiative Opferdenkmal hervorging. 22 Jahre lang bis zu seinem Ruhestand leitete er die Integrierte Gesamtschule Stierstadt.

Der schweizerisch-holländische Sinto-Komponist und -Musiker Roger Moreno-Rathgeb (Akkordeon, Gesang und musikalische Leitung) und seine Begleiter Markus Reinhardt (Geige) und Janusch Hallema (Kontrabass und Gesang) gehören zu den besten Sinti- und Roma-Musikern ihres Fachs.

Veranstalter des Abends sind neben der Initiative Opferdenkmal der Kultur- und Sportförderverein Oberursel, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Verein Kunstgriff, die Feldbergschule Oberursel, das Kulturcafé Windrose und der Kulturkreis Oberursel.

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Trio Roger Moreno

Markus Reinhardt: Geige

Markus Reinhardt: Geige

Markus Reinhardt stammt aus der weit verbreiteten und international bekannten Sinti-Musiker Familie der Reinhardts, deren berühmtester Spross der frühere Jazz-Gitarrist Django Reinhardt war. Markus Reinhardt geniessst als Geiger internationale Bekanntheit. Seit Jahren organisiert er ausserdem das traditionelle “Zigeunerwagen-Festival”, die “Kölner Zigeunernacht”, und andere musikalische Veranstaltungen im Bereich der Sinti- und Romamusik in und um Köln. Als Komponist und Interpret ist er ausserdem eng verbunden mit dem WDR, für welchen er Hörspiele und andere musikalische Sendungen produziert.

Roger Moreno: Akkordeon, Gesang und musikalische Leitung

Roger Moreno: Akkordeon, Gesang und musikalische Leitung

Von 1987 bis 2007 war er als Akkordeonist und Geiger der künstlerische Leiter des “Gypsy Swing Quintetts”, und seit 2008 bis heute der künstlerische Leiter des Gypsy Ensembles “TABOR” in den Niederlanden. Als Komponist hat er sich international einen Namen gemacht mit unter anderem seinem klassischen Werk “Requiem für Auschwitz”, welches europaweit für grosses Aufsehen sorgte. 2013 wurde er für dieses Werk von der vormaligen Niederländischen Königin Beatrix geehrt, und 2018 wurde ihm dafür sogar der Königliche Ritterorden von Oranje-Nassau verliehen. Als Akkordeonist ist er ausserdem ein europaweit viel gefragter Gastsolist.

Janusch Hallema: Kontrabass und Gesang

Janusch Hallema: Kontrabass und Gesang

Mit seinem dynamischen Bassspiel und seinem energiereichen Gesang ist er ein viel gefragter Musiker in unzähligen Ensembles und Formationen in den Niederlanden, Belgien und Deutschland. Durch seine zahlreichen Auftritte auf Festivals, in Films und Rundfunksendungen verfügt er über eine langjährige Erfahrung und einen internationalen Ruf. Im Mai 2023 konzertierte er zusammen mit Roger Moreno für das Niederländische Königshaus.

Nachbetrachtung

Hallo zusammen,

für alle, die am 9. November nicht zu unserer Gedenkveranstaltung ins Kulturcafé Windrose kommen konnten.

Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Die Musik vom Trio Moreno war hervorragend und zeigte die ganze Palette der Sinti und Roma Musik auf.

Walter Breinls Vortrag war sehr ausführlich und mit lokalem Bezug. Dafür ein ganz großes dickes Danke. Walter hat sich immens viel Arbeit gemacht und sehr akribisch geforscht, soweit es in seine knapp bemessene Zeit zuließ.

Ich schicke euch unten Links zu zwei Dokumentarfilmen mit, die vor ein paar Tagen in 3sat übertragen wurde. Etwas lang, aber es lohnt sich, alles zu Ende zu schauen.

Liebe Grüße

Annette Andernacht

Fernsehtipps

Wir möchten zwei Dokumentarfilme empfehlen, die vor ein paar Tagen in 3sat übertragen wurde. Etwas lang, aber es lohnt sich, alles zu Ende zu schauen.

Links (Verfügbar in D / CH / A bis: bis 04.02.2024)

https://www.3sat.de/film/dokumentarfilm/unrecht-und-widerstand—romani-rose-und-die—buergerrechtsbewegung-100.html

https://www.3sat.de/film/dokumentarfilm/konzert-der-roma-und-sinti-philharmoniker-100.html

Fotos

Pressemitteilung

Sinti und Roma, die fast vergessenen Opfer des Nationalsozialismus

(Oberursel, 13.11.2023) Die Initiative Opferdenkmal e.V. hatte in diesem Jahr zum 80-jährigen Bestehen des Gedenkens an die Novemberpogrome ein ganz besonderes Thema: Sinti und Roma, die fast vergessenen Opfer des Nationalsozialismus.

„Was haben Sinti und Roma mit den Novemberpogromen zu tun“? Im Prinzip nichts, so die Vorsitzende des Vereins Annette Andernacht, und doch so viel. Zu „Volks- und Reichsfeinden“ gehörten im NS-Regime alle Menschen, die keinen Platz in der nationalsozialistischen Vorstellung der deutschen Volksgemeinschaft hatten. Dazu zählten neben Juden vor allem „Zigeuner“. Sinti und Roma wurden von den Nationalsozialisten ab 1933 schrittweise ausgegrenzt, entrechtet und verfolgt. Alle Schikanen gegen Juden wurden auch auf Sinti und Roma angewandt.

Jens Uhlig, Oberursels Stadtkämmerer, überbrachte die Grüße der Bürgermeisterin und betonte in seiner Rede, dass wir uns alle vehement gegen Antisemitismus und Antiziganismus, also gegen Ausgrenzung anderer, einsetzten müssen.
Walter Breinl, der viele Jahre der Arbeitsgemeinschaft „Nie wieder 1933“ angehörte, beleuchtete in seinem Vortrag über Sinti und Roma die jahrhundertelange, zum Teil sehr leidvolle Geschichte dieser Minderheitengruppe. Breinl stellte dar, wie sie aus Berufsorganisationen wie der Handwerkskammer oder den Unterabteilungen der Reichskulturkammer ausgeschlossen wurden. Ab März 1939 erhielten sie statt ihrer deutschen Pässe, die eingezogen wurden, mit einem „Z“ gekennzeichnete „Rasseausweise“. Ihre nahezu vollständige Registrierung erleichterte die Deportationen von Sinti und Roma, die nach der jüdischen Bevölkerung die größte Opfergruppe des Völkermords in Europa wurden.

An vielen Stellen stellte Walter Breinl einen lokalen Bezug her, so zum Beispiel zu Robert Ritter, der 1951 in der Klinik Hohemark verstorben ist. Ritter war Psychiater und leitete als Rassentheoretiker die rassenhygienische Forschungsstelle im Naziregime. Nach 1945 war er bei der Stadt Frankfurt als Obermedizinalrat angestellt, zusammen mit seiner Assistentin Eva Justin, die ihn früher bei seinen Forschungsversuchen über Sinti und Roma unterstützt hatte. Bis 1945 wurden alle, die er als „Zigeuner“ eingestuft hatte, nach Auschwitz oder anderen KZ deportiert, was zumeist deren Tod bedeutete. Über 500 000 Sinti und Roma wurden so ohne Gnade getötet.

Spricht man über Sinti und Roma, so bleibt es nicht aus, dass auch über ihre Musik gesprochen wird, die die europäische Musik in vielfältiger Weise geprägt hat. Im Anschluss an den Vortrag
verzauberte das Roger Moreno Trio mit authentischer Sinti- und Roma-Musik in ihrer ganzen vielseitigen Bandbreite das Publikum. Der schweizerisch-holländische Sinto-Komponist und -Musiker Roger Moreno-Rathgeb (Akkordeon, Gesang und musikalische Leitung) und seine Begleiter Markus Reinhardt (Geige) und Janusch Hallema (Kontrabass und Gesang) gehören zu den besten ihres Genres. Sehr ergreifend für alle war es, als Reinhardt die Gelegenheit ergriff und über das Schicksal seiner Familie berichtete und wie er dieses gerade mit seiner Musik verarbeitet.

Veranstalter des Abends waren neben der Initiative Opferdenkmal der Kultur- und Sportförderverein Oberursel, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Verein Kunstgriff, die Feldbergschule Oberursel, das Kulturcafé Windrose und der Kulturkreis Oberursel, Schirmherrin war Bürgermeisterin Antje Runge.

Annette Andernacht
Initiative Opferdenkmal e.V.

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